Donnerstag, 14. August 2008

Nutzt regelmäßig Wiegen für eine bessere Gewichtskontrolle?

Einige Leser sind jetzt wohl verwirrt. In einem früheren Blog schrieb ich, das Gewicht sei kein besonders gutes Maß für Gesundheit (ich nannte es nur eine Ziffer auf einer Skala), andererseits habe ich Anfang dieser Woche empfohlen, als Hilfe für eine Gewichtskontrolle, den Patienten regelmäßig monatliche Termine zum Wiegen anzubieten.

Hier scheint eine nähere Erklärung angebracht.

Ja, das Gewicht ist nur eine Ziffer auf einer Skala und nicht gerade das verlässlichste Kriterium für die Gesundheit des Patienten (ebenso wenig wie der BMI).

Wenn aber andererseits übermäßiges Gewicht wirklich die Gesundheit des Patienten beeinträchtigt (meine Definition der Adipositas) und wenn man mit einer Adipositas-Behandlung beginnt, dann ist das Gewicht selbstverständlich ein wichtiges Maß dafür, ob die Therapie überhaupt anschlägt.

Hilft also das regelmäßige Wiegen den Patienten, ihr Gewicht in den Griff zu bekommen?

Die entscheidende Studie zu diesem Thema ist wohl die von Rena Wing und Mitarbeitern, Brown Medical School, Providence, USA. Sie berichteten im New England Journal of Medicine 2006, dass über eine 18-monatige Beobachtungsperiode bei Patienten mit einer durchschnittlichen Abnahme von 19 kg das tägliche Selbstwiegen mit einem verminderten Risiko verbunden war, mindestens 2,3 kg wieder zuzunehme.

Regelmäßiges Wiegen trägt also dazu bei, eine Zunahme zu verhindern. In einer weiteren Studie zeigten Wing und Kollegen, dass das tägliche Wiegen keine unerwünschten Wirkungen hatte, sondern im Gegenteil eine verbesserte Zurückhaltung bei der Ernährung, verminderte Hemmungslosigkeit und verminderte depressive Symptome (Journal of Consulting and Clinical Psychology 2007).

Trotz dieser Studie meine ich, dass das tägliche Wiegen für einige Menschen einen Tick zu häufig ist.

Yoni Freedhoff diskutierte die NEJM-Studie anlässlich ihres Erscheinens in seinem Blog Weighty Matters:
“Tatsache ist, dass das Gewicht ziemlich dramatisch schwanken kann, aufgrund einer Flüssigkeitsretention, Verstopfung oder Kleidung; daher kann tägliches Wiegen manchmal unglaublich entmutigend sein, wenn man das Gefühl hat, alles richtig gemacht zu haben, aber die Skala zeigt einen Gewichtsanstieg an.

Ich empfehle in der Regel für die Phase der Gewichtsabnahme das einmal wöchentliche Wiegen, unbekleidet, am Mittwoch Morgen (um einen Puffer für das Wochenende zu haben), und so lange ich noch nicht weißk, was das Huhn und was das Ei in der Erhaltungsphase ist, empfehle ich meinen Patienten, sobald die Gewichtsabnahme aufgehört hat, sich täglich zu wiegen und den Trend zu beobachten, weil das sehr hilfreich ist.

In seine Blog warnt Freedhoff auch vor der „Wiegesucht“. Ich kann bestätigen, dass das bei manchen Patienten ein Problem ist.

Deshalb meine ich, dass eine wöchentliche Gewichtskontrolle durch den Patienten selbst während der Abnehmphase, tägliches Wiegen in der Erhaltungsphase und monatliches Wiegen beim Arzt (in beiden Phasen) der goldene Mittelweg ist, der wahrscheinlich dem Patienten am ehesten hilft, auf der richtigen Schiene zu bleiben.

AMS
Edmonton, Alberta

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