Sonntag, 7. September 2008

Ist aktives Pendeln eine Lösung für die Adipositas-Krise?

Wir leben nun einmal in einer Gesellschaft, die für das Automobil entworfen wurde und unverändert vom Automobil abhängig ist. Das kann eine bedeutende Variable unter den vielschichtigen Faktoren sein, die man für den Motor der Adipositas-Epidemie hält (das Wortspiel ist eher unbeabsichtigt!).

Wie stark würde "aktives Pendeln" (also zur Arbeit zu laufen oder mit dem Rad zu fahren) dazu beitragen, das Ausmaß der Adipositas-Prävalenzu zu reduzieren?

Dieser Frage ging nun Roy Shephard, Universität von Toronto, genauer auf den Grund. Er publizierte seine Arbeit gerade in Sports Medicine.

Laut Shephard ziehen zwar Kinder und Jugendliche Radfahren vor, aber für Erwachsene wird Gehen zur bevorzugten Option, aus Gründen der Sicherheit, der Fahrradunterbringung und des geforderten Kleidungsstils in der Firma. Das ist besonders in nordamerikanischen Städten so, wo die Stadtplanung und das Wetter nicht günstig fürs Radfahren sind. In einigen europäischen Ländern ist der aktive Transport häufiger, wenn es Fahrrad- und Fußgängerwege gibt. Aber in den meisten entwickelten Gesellschaften ging der "aktive Nahverkehr" in den letzten Jahren zurück.

Versuche, das Zufußgehen in einer "seßhaften" Bevölkerung zu fördern, hatten bisher noch wenig Erfolg.

Ein wöchentlicher zusätzlicher Energieverbrauch von mindestens 4000 kJ (~1000 kcal) wird empfohlen, um die Gesamt- und die kardiovaskuläre Mortalität zu senken. Das kann man beispielsweise erreichen, indem man zweimal am Tag an 5 Tagen pro Woche1,9 km in 22 Minuten geht, oder indem man bei einer Geschwindigkeit von 16 km/h 11 Minuten lang zweimal täglich an 5 Tagen pro Woche radfährt.

Bei Gehen auf ebener Strecke kann diese Belastung für einen kardiovaskulären Nutzen bei älteren Erwachsenen angemessen sein. Aber fitte junge Arbeiter müssen entweder schneller oder auf einer hügeligen Strecke gehen, um kardiorespiratorisch zu profitieren. Radeln dagegen kan auch für junge Erwachsene einen ausreichenden kardiovaskulären Stimulus bieten.

Empirische Daten haben bisher unterschiedliche Ergebnisse erbracht: Eine gesenkte Gesamt- und kardiovaskuläre Mortalität wurde häufiger bei Radlern als bei Fußgängern beobachtet und häufiger bei Frauen und älteren Männern als bei jungen aktiven Pendlern.

Wir brauchen noch mehr Information über die typische wöchentliche Aktivitätsdosis beim aktiven Pendeln und den Einfluss, den diese Art, zur Arbeit zu kommen, auf die allgemeine Haltung gegenüber körperlicher Aktivität hat. Auch müssen wir bessere Methoden finden, um unsere inaktive Bevölkerung einzubinden, sowohl durch Beratung als auch durch eine veränderte Stadtplanung.

Ich mache mir keine Illusionen, dass wir die Adipositas-Epidemie in naher Zukunft durch aktives Pendeln lösen können, aber für meinen Teil bin ich froh, dass meine täglich Radstrecke (7 km in 24 Minuten) jeweils zur und von der Arbeit die Erfordernisse für kardiovaskuläre Fitness und geringere Mortalität übersteigt (aber abgenommen habe ich dadurch bestimmt nicht!).

AMS
Edmonton, Alberta

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